Zum Inhalt springen

Paradies

»Ein Paradies von einer Stadt!«

Die Frage des dialektischen Materialisten und Berlin-Betrachters Dr. Walter Benjamin, ob der Garten Eden nach dem Auszug von Adam und Eva das Paradies oder doch die Hölle ist, ist eine Kinderfrage. Sie kann als „Himmel und Hölle“ erspielt werden, sie gehört zum Hinterhof, zum Straßenrand seit hundert Jahren. Wie wir uns in unsrer Stadt einrichten, wie die Vorfahren ihre Leben hier entwarfen, Nachkommen sie entwerfen werden, beschäftigt uns bereits in Kindertagen. Das Spiel ist dem Menschen eigen wie die Kunst und gehört ins Reich der Kreativität. Von hier aus betrachten wir Berlin, das als Hauptstadt ganz verschiedner Reiche dem Vergleich mit der Hölle oft näher stand als paradiesischen Attributen.
Das Medienkunstprojekt MODELL BERLIN setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um Volltreffer und Fehltritte, die hellen und die dunklen Fantasien jener Gegend auszumachen, die seit dem 1. Oktober 1920 als „Stadtgemeinde Groß-Berlin“ firmiert. Wir übertragen die Methoden von Benjamins Pariser „Passagenwerk“ auf unsre Stadt; wir tragen zusammen, wir zitieren: „Es ist beim Sammeln das Entscheidende, daß der Gegenstand aus allen ursprünglichen Funktionen gelöst wird, um in die denkbar engste Beziehung zu seines-gleichen zu treten.“ Wir entwerfen Passagen, Utopien; wir präsentieren sie in Kooperation mit Berliner Institutionen als Film, Konzert, Performance, Kanzelrede, Lesung, Debatte am dafür angemessensten Ort: der Kirche. Wir fangen gerade erst an.

Modell Berlin präsentiert Arbeiten von

und

Matthäikirchplatz | 10785 Berlin

Montag bis Samstag 12:30-13 Uhr / Andacht und Berliner Sachen

 

Mit Texten von Hermlin, Benn, Johnson, Bely, Brodsky, Schklowski, Nabokov, Benjamin, Müller, Lothringer, Farocki, Brasch und anderen Toten

Filmprogramm

PARADIES ARCHÄOLOGIEN

 

Filmreihe täglich ab 14 Uhr non-stop

 

Experimental- und Dokumentarfilme von Stipendiat*innen des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und Berliner Künstlern.
Die Archäologien legen Schichten aus Zeit frei, sie fördern Gedankengut und Vergessenes zu Tage, Relikte verschiedener Vergangenheiten, die immer brüchig bleiben. Während die Filme der hiesigen Künstler*innen dem Bruchstückhaften vertrauen, erforschen die Gäste aus den USA unseren urbanen Scherbenhaufen als investigative, assoziierende Berliner.
Mit Arbeiten von Mathieu Brohan, Dan Eisenberg, Juliane Henrich, Lilli Kuschel, Amie Siegel, Shelly Silver, Guillaume Cailleau+Hanna Slak, Matthias Platz, Antonia Kilian, kuratiert von Michael Busch.

 

Details

Künstlerische Leitung: Thomas Martin

Raum: J.Michael Birn

Kurator: Frank Diersch

Filmprogramm: Michael Busch

Produktionsleitung: Bettina Hertrampf

Graphik & Design: Irina Rastorgueva

begleitet von