Die Läden sind voll, der Abstand zwischen den Besuchern beträgt weniger als einen halben Meter, die Einkaufswagen und Körbe sind mit allen Dingen prallvoll. Schwarzer Freitag, mein Freund. Das Wochenende steht uns bevor, und Weihnachten, Weihnachten drängelt schon vor der Tür. Rabatte und Verkäufe sind für uns zum Fetisch geworden, Konsum ist eine Philosophie. Nicht die schlechtestes. Nicht die billigste. Und vielleicht hatte Baudrillard Recht, als er sagte, dass eine Konsumgesellschaft eine Gesellschaft der Selbsttäuschung ist, in der weder wahre Gefühle noch Kultur möglich sind, und in der sogar Überfluss das Ergebnis eines sorgfältig verborgenen und geschützten Defizits ist. Und Weihnachten ist das Sahnehäubchen auf der Verbraucherpyramide…
Und so stehe ich inmitten und mit allen auf der Verkaufsfläche, von diesem Gedanken zerschmettert, um mich herum laufen die Kunden, suchen, sammeln und vergleichen.
– Oh, ein Rabatt auf die Lichterketten!
Ich höre das und fühle mich, als würde ich aus der Trance erwachen. Wirklich ein Rabatt! und ziemlich gut! und es ist nicht so wichtig, dass ich schon keinen Platz mehr habe, um diese Lichterketten aufzuhängen, und auch ein Satz Gläser, so preiswert! und die Steppdecke, auch ein Rabatt, und die Klobürste und ein Satz Glaskügelchen und … und schweißgetränkt, nach langen Schlangen an den Kassen, bewege ich mich mit einer Maske am Kinn nach Hause … und da ist doch wirklich noch das Glücksgefühl: so toll hab ich das alles gekauft, und jetzt hab ich was, das ich zu Weihnachten schenken kann und zur Hölle mit diesem Baudrillard!