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Tag 63

Das Berlin, das ich meine (I)/

Eine Gruppe junger Frauen, zwischen 16 und 20 vielleicht, zwei von ihnen tragen Masken, laufen auf der Straße auf uns zu. Wir, das Kind, das ich auf dem Fahrrad schiebe, und die Mutter, warten an einer Hofeinfahrt mit Bauzaun am unbesuchten Hotel an der Ecke, um die Gruppe, es sind fünf, vorbeizulassen. Wir machen irgendeinen Quatsch, Serjoscha auf dem Kindersitz wirft die Arme in die Luft, zappelt, brüllt irgendwas, ich pralle mit dem Rad gegen den Zaun, ein Baulampe fällt runter, Irina (Name der Mutter) lacht. Die Mädchengruppe bleibt stehen, sie sehen sich an, zögern. Wovor? Ein eigenartiger Stillstand stellt sich, nur für Sekunden, ein…

Ich schiebe das Fahrrad auf unser Haus, zwei Eingänge weiter, zu, drehe mich um, und sehe eins der Mädchen auf Irina zugehen, es fragt sie was, auf Deutsch, nehme ich an … Papa, weiter! kommandiert das Kind …

Ich, gespannt, ob Irina versteht, höre: Ja …, sie öffnet den Rucksack, zieht ein flaches Päckchen vor, gibt es dem Mädchen. Das bedankt sich, die Gruppe läuft weiter und biegt in die Einfahrt vom Haus der Gerechtigkeit ein …

Was wollte sie denn?

Sie hat nach Tampons gefragt.

Hattest du einen?

Nur eine, wie sagt man das, von diesen … Damenbinden.

Ha! Das ist das erste Mal, dass ich sehe, dass jemand auf der Straße danach fragt.

Aber deswegen mag ich Berlin.

Ok, cool, dann pack ich demnächst Kondome ein.

Das will ich sehn, dass dich jemand danach fragt!

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