Daß geübtes sich Verirren in der Stadt eine Kunst ist, erwähnt Walter Benjamin irgendwo in seinen Kindheitstexten. „Sich in einer Stadt wie im Wald verirren braucht Schulung.“ „Wald“ zitiert das Märchenhafte dieser Übung und benennt den Reiz daran. Ohne den mythischen Gehalt des Märchens wären wir arm dran. So durchschreiten wir den Wald Berlins wie ausgesetzte Kinder auf der Suche nach Herkunft undoder Ziel, irren durch Täler und rennen gegen Bergmassive an. Der Gipfel dieser Kunst, die es ehrlich mehr als Übung ist, wenn man sich in sich selbst verirrt, die Spiegelung der äußeren Verirrung. Man läuft durch sich und durch die Stadt wie durch ein Spiegelkabinett im Plänterwald, knallt ständig gegen Spiegel, gegen Glas, Wände jedenfalls, die keine Wände sind. Du denkst, du kommst durch, dann siehst du dich an, siehst, daß doch kein Durchkommen ist. Der Spiegel zeigt dir eine Nase, die länger als die eigne ist (zur Sicherheit faß nochmal an). Ähnlich lassen sich die Irrungen, Wirrungen des Berliner Nahverkehrs beschreiben, der auf weiten Strecken ein nahezu endloser Fernverkehr ist. Die Stadt ist berühmt dafür, nicht nur unter der schwindenden Zahl ihrer Ureinwohner. Schon hast du dich eingerichtet, daß Wege hier ein Labyrinth sein können, schon erwartest du den Spiegel gegen den du knallst – und dann das: nicht einmal das. Kein Spiegel, keine Tür, die sich öffnet, kein Zug, der von hier fährt, nur Tapete, schlecht gedruckt und schlecht geklebt, aber, hier triumphiert Berlin aufs Neue: ein gelungener Scherz. Vorausgesetzt, wir tragen ihn weiter.