Frankreich. Benjamin und Brecht philosophieren am Strand von Le Lavandou/ Côte d’Azur, vermutlich liegend oder komfortabel sitzend, in Korbstühlen vielleicht, Zigaretten und Zigarren, über das Wohnen und seine Formen.
Zwei bald Exilierte, von ihrem Herkunftsstaat – dann Deutsches Reich – Expropriierte, die bald allen Anlass haben werden, von einem Außen, das weiter außerhalb kaum sein kann, über Wohnformen nicht nur zu denken, sondern: sie zu suchen.
Die von Benjamin im Tagebuch überlieferten Ideen hat Brecht handschriftlich notiert, das Blatt (Signatur BBA 448/133-134) liegt lichtgeschützt in den Klimakellern der Archive.
Erdmut Wizisla, der den Archiven, beiden, Brechts und Benjamins, vorsteht, spricht vom „Katalog der Wohnarten, der wie ein gestisch-theatralisches Modell funktioniere; hier können Eigenschaften und Haltungen von Menschen nach ihrer psychologischen und gesellschaftlichen Abkunft und auf ihre kommunikativen Folgen hin studiert werden.“*
zweierlei vorstellungen von wohnen seien gegeben:
1) das mitahmende wohnen, das die umgebung veranlaßt mit dem wohnenden »gestalten« zu bilden
<schauspieler, spielgewohnheiten>
I. feld
2) das gastwohnen, für den stuhl wird keine verantwortung übernommen; er »dient« zum sitzen, er verschmilzt nicht, er läd[t] ein + läd[t] aus.
beide vorstellungen sind gewöhnlich in einem individuum vereinigt.
zwei andere vereinigte vorstellungen:
3) die art des wohnens, die dem wohnenden das maximum [von gewohnheiten mitgibt].
II. feld
4) die art [des wohnens, die dem wohnenden das] minimum von gewohnheiten mitgibt.
abgrenzung der 2 felder: (reinigung)
1) kein akzuentiertes besitzverhältnis
3) [akzentuiertes besitzverhältnis] (schwebt den vermieterinnen möblierter zimmer vor).
2) gastwohnen: die diätetik der kurzen gewohnheiten
4) das hausen (der vandalen) das zerstörende wohnen.
das aufwohnen
*for native American speakers, such as our friend in Mountain View, translated by Ben W. Knight:
Bertolt Brecht, with Walter Benjamin, writing a schema for habitation
(June 8, 1931)
1st field
two different concepts of habitation
are offered :
1) the sympathetic habitation,
that allows the environment to be
“shaped” by the inhabitant
2) inhabiting as a guest, taking
no responsibility for the chair ;
it “serves” for sitting, it does not
meld into, it invites + disinvites
both concepts are typically unified
in an individual.
2nd field
two other “unified” concepts :
3) the way of inhabiting that gives the
inhabitant the maximum of habits /
enforced habits
4) the way of inhabiting that gives the
inhabitant the minimum of habits.
distinction between the 2 fields :
(cleansing )
1) no accentuated property relationship
3) no accentuated property relationship. (the tenants imagine furnished rooms).