Modell ist Abstands- und Maßstabsveränderung, um die Realität der Objektivitätsprüfung zu unterziehen, Objektivität entsteht durch Maßstabsverschiebung. Das das Modell anfertigende Subjekt wird selbst zum Modell und zum Objekt einer Modellkonstellation, die Realität simuliert. Modell ist verfremdete Realität, die Verfremdung (Vergrößerung, Verkleinerung, Erhellung, Verdunklung usw.) hilft, den Objektcharakter des Subjekts in beliebiger Variabilität zu erfassen und Gegenmodelle zur verbesserungswürdigen Realität zu entwerfen und – im Idealfall – umzusetzen. Wo wir von gesellschaftlichen Modellen sprechen, zielen sie zumeist auf Utopien. Wir können sagen, daß die Utopie ein Modell ist oder eine Sammlung modellierter Konstellationen. Die Dystopie ist das Gegenmodell.
Das Modell ist Ideal, Bezugsmaß und auch vereinfachtes Analogon des Originals. In der postmodernen Philosophie kann ein Modell zugleich als Simulakrum angesehen werden. Jeder Kulturraum erzeugt die Simulation eines Phänomens als der nach Baudrillard höchsten Stufe der Zeichenentwicklung (von denen es vier gibt). Der Kulturraum Stadt umfaßt mannigfaltige Modelle: kulturelle, soziale, wirtschaftliche, historische und andere. Das Berliner Modell besteht aus einer Reihe von Modellen in der Vielfalt ihrer Interpretationen. Berlin, ein Palimpsest, ist ein Zentrum kultureller und historischer Reflexion; ist aus Repliken gebaut und zitiert sich selbst. Im Zeitalter der Metamodernität ist die Kultur jedoch ganz in den Raum der Reflexion und Selbstzitation gerückt.
Diese Position ist im Wesentlichen auf jede Stadt, jeden Kulturraum anwendbar. Wir suchen signifikante Merkmale Berlins, die sich von anderen Metropolen abheben, ebenso wie Phänomene, die Anlaß zur Reflexion geben und zum Bestand des kulturellen Paradigmas geworden sind.