Philosoph, Kulturkritiker, Großstadt-Exeget, Berlin-Betrachter und dialektischer Materialist mit theologischer Sendung – Walter Benjamin, der vieles war, kam vor 130 Jahren zur Welt. Zeit seines Lebens war sein enormer Einfluss auf alles, was die Deutung unsrer Welt angeht, nicht abzusehen, und obschon er vor 82 Jahren starb, ist er aus ihr nicht verschwunden.
In Brechts „Glücksgott“-Fragment tritt ein Bote mit versengten Flügeln auf. Wir können uns diesen Boten als „Engel der Geschichte“ in der Maske Benjamins vorstellen, der von der Vergangenheit her durch unsre Gegenwart weht und seine Vision mit schockierender Relevanz versendet – wenn Gegenwart als von messianischen Splittern durchsetzte „Jetztzeit“ begriffen und ertragen werden kann.
In Bezug auf Benjamin sprach Heiner Müller von der theologischen Aufladung, die, übertragen auf das Heutige, in der Verbindung von Politik und Theologie „eine letzte Hoffnung“ formuliere. Diesem Ansatz wollen wir uns widmen. Autorinnen und Autoren, Theoretiker, Praktiker und Kritiker von Kunst, Theologie und Politik lesen ihre bevorzugten Texte Benjamins zu den Themen Geschichtsphilosophie, Theologie, Literatur, Kindheit und Berlin. Sie führen in die Texte mit kurzen Statements ein.