
Die Beziehung zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin und dem amerikanischen Präsidenten Donald John Trump erinnert an ein Clowns-Duo, in dem Trump die Rolle des lebensfrohen und lächerlichen rothaarigen August spielt und Putin die Rolle des traurigen und arroganten weißen Clowns. Die politischen Äußerungen dieser beiden sind reine Farce – vom Versprechen des einen, in drei Tagen Kiew zu erobern, bis zum Versprechen des anderen, den Krieg in 24 Stunden zu beenden. Und nun das Treffen in Alaska.
Selbst der Besuch von Trumps Sonder-Sonderbeauftragten Steven Witkoff in Moskau kurz vor diesem Treffen wurde zu einer burlesken Attraktion. Dieser Besuch fand zwei Tage vor Ablauf einer der Fristen statt, die Trump Putin gesetzt hatte. Das Ultimatum selbst war auch eine Zirkusnummer – Russland wurden 50, 10 oder 12 Tage Zeit gegeben, um Frieden mit der Ukraine zu schließen. In einer Situation, in der Krieg herrscht, in der dem Land noch härtere Sanktionen drohen, in der Drohnen täglich etwas bombardieren und ihre Reichweite immer größer wird, und in der die Wirtschaft nicht gerade die besten Zeiten durchlebt, sollte man solche Besuche wahrscheinlich ernst nehmen.
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Und nun sehen wir die Schlagzeilen: Die russische Nachrichtenagentur Novosti: „Vor den Verhandlungen im Kreml hat Witkoff Tscheburek zum Frühstück gegessen.“ Die Nachrichtenagentur Lenta RU: „Sonderbeauftragter Witkoff hat vor dem Treffen mit Putin einen großen Tscheburek zum Frühstück gegessen.“ Die Parlamentszeitung „Witkoff bestellte vor seinem Treffen mit Putin im Kreml einen riesigen Tscheburek im Restaurant“. Die „Top-Nachricht“ ging durch alle russischen Medien, und am nächsten Tag zeigte der Sender „Moskau 24“ im Studio einen Tscheburek, der dem ähnlich sah, den Witkoff gegessen hatte. Bleibt nur noch abzuwarten, wann ihm ein Denkmal gesetzt wird. Dem Tscheburek, natürlich. Der Tscheburek ist übrigens ein traditionelles Gericht der kaukasischen Küche, eine in Öl gebratene Teigtasche mit Fleisch, die 500 Rubel kostet. So, jetzt wissen Sie das auch.
Witkoff selbst kehrte nach dem Treffen in die USA zurück und stellte fest, dass er während dieser wichtigen Verhandlungen etwas überhört, falsch verstanden oder verwechselt, nicht den Kern der Sache erfasst hat. Zwar kam er zu dem Schluss, dass Russland seine Truppen aus den Regionen Saporischschja und Cherson abziehen werde, doch dann stellte sich heraus, dass Putin vom Abzug der Ukrainer aus diesen Regionen gesprochen hatte. Anscheinend wurde nicht einmal das für solche Treffen vorgeschriebene Protokoll geführt. Das Ergebnis der Verhandlungen für beide Seiten war genau dieser eine unverwechselbare Tscheburek.
Nach dem Besuch des Sonderbeauftragten in Moskau begannen Bots in russischen Netzwerken zu verbreiten, dass „Sanktionen uns nicht erschrecken“ und „wir den Dialog gewonnen haben“, dass es keine Isolation gebe, dass die Straßen in Moskau sauber seien – „so etwas gibt es in Amerika sicher nicht“ – und dass „Witkoff mit leeren Händen abgereist ist“. Laut einer Analyse der Website „Botnadzor“ wurden ein Drittel der Kommentare, in denen der Sonderbeauftragte erwähnt wurde, von Bots verfasst. Zwischen 6. und 11. August haben sie 4624 Kommentare in 486 Beiträgen zu diesem Thema hinterlassen. Das heißt, ein Land, das bereits mehr als eine Million Menschen auf dem Schlachtfeld für eine fixe Idee seines Präsidenten verloren hat, soll sich darüber freuen, dass kein Waffenstillstand in Sicht ist, dass der Gesandte des amerikanischen Präsidenten keine konkreten Informationen erhalten hat ein weiteres Mal vorgeführt wurde und dass die Lage für Russland selbst mit jedem Monat nur noch schlimmer wird.
Das Treffen in Alaska wird von den russischen Medien und Online-Propagandisten ebenfalls als Grund zum Stolz und nicht als Möglichkeit zur Beendigung des Krieges wahrgenommen. Natürlich ist aus ihrer Sicht der Ort des Treffens eine Verbeugung vor der „gemeinsamen Geschichte“. Die Schlagzeilen überschlagen sich vor Begeisterung: „Alaska gehört uns!“. In ihren Kommentaren loben Bots die Wahl des Ortes: „Ein Land, das sich an die russischen Pioniere erinnert. Symbolisch!“ Das Team eines föderalen TV-Senders veröffentlichte bereits am vergangenen Sonntag einen Beitrag aus Anchorage, in dem es behauptete, dass es in Alaska mehr als 700 Ortsnamen mit russischen Wurzeln gebe. Im Internet kursieren Gerüchte, dass Alaska von Katharina II. an Amerika verpachtet worden sei und nun die Laufzeit des Vertrags ende und verlängert werden müsse. Tatsächlich wurde sie von Alexander II. verkauft, aber angesichts der Vorliebe russischer Politiker für Geschichtsfälschung sollte Trump (der dieselbe Vorliebe hat) vorsichtig sein – erst suchen sie nach russischen Ortsnamen, und dann verteidigen sie die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung mit Raketen.
Vor dem Treffen mit Vlad, wie Trump Putin kumpelhaft nennt, gab der Präsident der Vereinigten Staaten im Weißen Haus eine Pressekonferenz, in der er erklärte, dass er Putins Zustimmung zu einem Treffen in den USA und nicht in Russland oder einem Drittland als sehr respektvoll empfinde. Das heißt, der Besuch eines Mörders und Diktators im eigenen Haus ist in erster Linie eine Ehre.
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Vor dem Treffen mit Vlad, wie Trump Putin kumpelhaft nennt, gab der Präsident der Vereinigten Staaten im Weißen Haus eine Pressekonferenz, in der er erklärte, dass er Putins Zustimmung zu einem Treffen in den USA und nicht in Russland oder einem Drittland als sehr respektvoll empfinde. Das heißt, der Besuch eines Mörders und Diktators im eigenen Haus ist in erster Linie eine Ehre.
Nebenbei bemerkten Journalisten von Sky News, dass sich der US-Präsident während der Pressekonferenz in einem nicht unwesentlichen Punkt zweimal versprochen hat. Zu Beginn der Pressekonferenz sagte er: „Wissen Sie, ich werde mich mit Putin treffen. Am Freitag fahre ich nach Russland“, und wenig später sagte er erneut: „Wir fahren nach Russland. Das wird ein großes Ereignis.“ Insgesamt ist also wieder einmal unklar, wer sich wo mit wem treffen wird, aber die US-Luftwaffe hat für alle Fälle versprochen, den Himmel über Anchorage zu sperren. Damit sie nicht aneinander vorbeifliegen.
Trump erzählte auch, dass er den „sehr, sehr klugen“ Viktor Orbán, „richtig, ja, den aus Ungarn“, gefragt habe, ob die Ukraine Russland besiegen könne, woraufhin dieser ihn ansah, als hätte er eine „dumme Frage“ gestellt, und sagte: „China hat euch mit Handel besiegt, Russland hat euch mit Krieg besiegt.“
Der US-Präsident glänzte nicht nur mit seinen umfangreichen geopolitischen Verbindungen, sondern auch mit seinen geografischen Kenntnissen, als er erklärte, dass die Ukraine „sehr wertvolle Gebiete, hauptsächlich die Ozeanküste“ verloren hat und dass Russland nach Beginn des Konflikts „innerhalb von vier Stunden“ in Kiew hätte sein können, aber einer der Generäle habe beschlossen, über die Felder zu fahren statt über die Autobahn. All diesen Unsinn sagte er völlig ernsthaft und aufrichtig, genau wie Putin, wenn er Vorträge über die Geschichte Russlands hält und behauptet, dass Lenin die Ukraine erfunden habe.
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Zu all dem ist Trump auch noch unzufrieden mit den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der meinte, dass er für Fragen des Territoriums eine verfassungsmäßige Zustimmung benötige. „Er hat das Recht, in den Krieg zu ziehen und alle zu töten, aber er braucht Zustimmung, um einen Landtausch durchzuführen?“ Kann kein Mensch verstehen. „ Es wird einen gewissen Landtausch geben“, präzisierte Trump, und dies werde „ zum Wohl der Ukraine“ geschehen. Das heißt, wenn man diesen Absurdismus zu Ende denkt, wird vorgeschlagen, ukrainische Gebiete gegen ukrainische Gebiete zu tauschen. Das wäre so, als würde man Ihnen einen Teil Ihres Grundstücks wegnehmen und Ihnen anbieten, das, was Ihnen genommen wurde, gegen das Versprechen einzutauschen, Ihre Verwandten nicht zu töten und keinen Anspruch auf den Rest zu erheben.
Trump behauptet überdies, dass er in den ersten zwei Minuten seines Treffens mit Putin verstehen werde, ob ein Deal möglichist. Ich denke, er sollte sich das Interview des russischen Präsidenten mit Tucker Carlson noch einmal ansehen – mit ein paar Minuten wird er es eindeutig nicht abtun können. Trump versprach auch, Putin zu sagen, er solle diesen Krieg beenden. Das übersteigt sogar meine blühende Fantasie, ich kann mir nicht vorstellen, wie das rein theoretisch möglich sein soll. Wer auch immer sollte Putin sagen, er soll aufhören Krieg zu führen, und er hört damit auf?
Manche vergleichen die Beziehung dieser beiden Präsidenten mit der zwischen Hitler und Stalinund das Treffen in Alaska mit dem Münchner Abkommen 1938, als Hitler-Deutschland an der Grenze zur Tschechoslowakei stand. Die Teilung der Tschechoslowakei war der Höhepunkt der französisch-britischen Politik der Beschwichtigung des Diktators. Mehr Appeasement war nicht möglich, ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg. Der Vergleich liegt natürlich auf der Hand, und er hinkt wie alle historischen Vergleiche. Überdies ähneln die heutigen Diktatoren trotz aller Blutrünstigkeit und Unverfrorenheit eher einer schlechten Karikatur, und Russland ist seit vier Jahren nicht in der Lage, die Donbass-Region aus eigener Kraft zu erobern und versucht nun, dies mit Hilfe der USA zu erreichen.
Und dieses Treffen in Alaska ist im Wesentlichen eine Verhandlung über die Legitimierung der russischen Besetzung ukrainischer Gebiete. So entsteht eine Situation, in der es nur darum geht, ob man mit Russland über die ukrainischen Gebiete verhandeln kann, und der Ukraine und den Europäern wird dann die getroffene Entscheidung mitgeteilt.
Dieses Treffen dreieinhalb Jahre nach Beginn des umfassenden Krieges auf dem Territorium der USA wird der größte außenpolitische Erfolg Russlands Putins strahlender Auftritt auf amerikanischem Territorium sein, und das Volk wird staunen: „Unser Stratege ist nach Amerika gereist, und sie reden von Isolation!“ Putin kann erzählen, wie acht Jahre lang der Donbass bombardiert wurde, dass Russland sich verteidigen musste, dass die NATO drohte und so weiter. Die Liste ist bekannt. Er kann allerdings auch weit ausholen und mit dem 17. oder dem 11. Jahrhundert beginnen. Möglicherweise werden Seltene Erden und die Arktis diskutiert werden.
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Trotz des Clownerie-Charakters und des allgemeinen absurden Theaters hinter diesem schon jetzt anekdotischen Treffen stehen lebende Menschen, Schicksale, ungeheure Qual und Verluste. Nicht nur diejenigen, die täglich durch russische Bomben sterben, sondern auch diejenigen, insbesondere diejenigen, die sich unter russischer Besatzung befinden. Sie sind nicht nur gezwungen, in halb zerstörten Städten in der Schusslinie zu leben, oft ohne Wasser und Strom, patriotischen Unterricht in Schulen und Kindergärten zu erdulden, wo ihre Kinder darauf vorbereitet werden, gegen ihr eigenes Land zu kämpfen, sondern sie müssen auch ständig Angst haben, wegen eines unpassenden Wortes, eines schrägen Blicks oder einfach nur wegen ihrer Unzufriedenheit verhaftet zu werden. Und Verhaftungen bedeuten Folter, endloses Leiden und den Tod – einen schnellen durch Folter oder einen langsamen durch Verletzungen und erworbene Krankheiten.
Trumps Senator Lindsay Graham erklärte, sein Präsident sei bereit, im Fall eines Scheiterns der Verhandlungen Sanktionen gegen Käufer von russischem Öl zu verhängen. Aber was bedeutet ein Scheitern der Verhandlungen für Trump? Putin wird seine Position nicht ändern – er will, dass die Ukraine ihre Beziehungen zur NATO abbricht, ein neutraler Staat wird, ihre Armee verkleinert und ihm einen Teil ihrer Gebiete überlässt. Einfach, weil er es will. Selbst unter extrem harten Sanktionen könnte er noch ein oder zwei Jahre weiterkämpfen, vielleicht sogar länger – das Leben seiner eigenen Mitbürger, die russische Wirtschaft, der Sozialbereich, Wissenschaft und Medizin sind ihm völlig egal. Und das Schicksal von Millionen Ukrainern lässt ihn kalt.
Trump interessiert sich für andere Dinge, viele Dinge, und seine Einstellung dazu ändert sich ständig. Die Comedia dell’arte hat ihren Kipppunkt erreicht – zwei Clowns, jeder in seiner eigenen Blase, treffen sich zu zwei parallelen Monologen. Das ist nicht einmal mehr eine Szene aus dem Theater des Absurden, das ist eine dadaistische Aufführung, ihr Hintergrund ist ein geopolitischer Skandal.
Die einzige logische und ausgewogene Antwort Europas auf dieses Treffen wäre eine Aufstockung der Waffenlieferungen und die Bereitstellung von Luftabwehrsystemen, mit denen die Ukraine ihren Luftraum für russische Raketen sperren könnte – das wäre zwar ein Minimum, aber leider ist bisher klar, dass Europa von allerlei Neville Chamberlains und Édouard Daladiers gelenkt wird und es keinen einzigen Winston Churchill gibt.