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Zweibahnstraße

Brecht-Benjamin-Passage // Brecht-Benjamin-Arcade // Пассаж Брехта-Беньямина

 

Installation von Thomas Martin, Irina Rastorgueva, Jakob Michael Birn im Rahmen der Ausstellung „Benjamin und Brecht. Denken in Extremen“, Akademie der Künste, 2017

Zum ersten Mal widmet sich eine Ausstellung dem Thema Benjamin und Brecht. Mit beiden zur Akademie gehörenden Archiven, dem Walter Benjamin Archiv und Bertolt-Brecht-Archiv sind die Voraussetzungen dafür ideal. Die Ausstellung zeigt die Aktualität dieser Freundschaft, das historisch Dokumentierbare, das Echo von Freunden und Feinden sowie Momente der Rezeption im Denken und in der Kunst. Sie geht aus von der persönlichen Nähe und reagiert auf den Umstand, dass die Namen Benjamin und Brecht Chiffren geworden sind, Modelle für die Kunst und die Weltbetrachtung. https://www.adk.de/de/projekte/2017/benjamin-brecht/ausstellung.htm

Many errors,
                          a little rightness,
to excuse his hell
                             and my paradiso.
And as to why they go wrong,
                                 thinking of rightness
And as to who will copy this palimpsest?

 

Ezra Pound, Fragments of Canto CXVI

Eine Ausstellung in der Ausstellung, ein ORBIS PICTUS, ein Ding, das Benjamin liebte, in 3D. Ein Wohnwürfel, 22-Raumwohnung für zwei mit Dialektik und Dialog befasste Autoren. Bahnsteig, Bibliothek, Balkon und Badewanne, Schreibmaschine, Zettelkasten, Radio, Kino, Küche, Kühlschrank für den kalten Blick, Innenleben außen – was der DENKENDE braucht. Ein BRECHTBENJAMINEXPRESS verbindet die Jahre 1917 (Revolution=Breitspur) und 2017 (Reflexion=Normalspur), wir sehen Benjamin darin auf dem Weg zu Asja Lacis, Ankunft Moskau, Weißrussischer Bahnhof, Fahrt zurück nach Berlin mit dem Waggon MANUSCRIPTE UND RUSSISCHER SPIELSACHEN, wir sehen Brecht, EINSAM AUF SCHWANKEM BOOT / DES EIGENEN LEIBS von Wladiwostok aus über den Pazifik Richtung Kalifornien setzen, WHAT A WONDERFUL WORLD, während Gagarin aus dem SPUTNIK funkt und YELLOW SUBMARINE leise durch die Gleise taucht. Oben drüber, wo die Luft kalt und sauerstoffarm wird im akademischen Dachgestühl, leitet Michel Birns ZWEIBAHNSTRASSE in den gedanklichen Kosmos über, Steinwegs BRECHTBENJAMINDIAGRAMM, „künstlerisches wie philosophisches Denken operieren knapp über dem Gefrierpunkt“, seziert Ordnung und Chaos von gegenüber her, wir schwimmen uns frei.