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Tag 56

Für Carola, für Bert/

  1. Du weißt, was ich brauche

Du musst nicht in meine Augen sehn

Du weißt: der allein ist unfähig

Nicht in der Lage seinen Weg zu gehn.

Der macht sich kaputt.

 

Wenn ich dich lachen höre, weiß ich

Sie ist lustig heute, ist nichts gewesen

Von mir begangen, das uns hineinreißt

(Ich war allein).

 

Du musst dich gar nicht bemühn

Offen zu bleiben zu mir und hart zu den andern.

Bleibt die Frage: Wirst du dir die Mühe geben

Weiter so zu tun als ob?

(Falten hat sie noch keine.)

 

Wenn du weinst

Und deine Tränen sammelst und zeigst, wie sehr

Du sie zu verbergen suchst

Vor mir

Ich aber merk am Zittern deiner Kehle deine Wut

Erkenn ich mein Fehlen; doch rat ich dir, weine

Es reinigt die Haut.

 

Und wasch dich. Du weißt wie:

Zeig es.

 

Ich habe nichts zum Verschenken, du

Hast nichts für mich. Reichen wir beide

Mit unsrer Ration?

Wir leben noch, vom Mittleren

Von uns.

 

  1. Lass deine Hoffnung

Dass ich dir Ausnahmen mach.

Was ich dir anfangs sagte, das

War die Ausnahme.

 

Vergiss die Versprechen.

Sie waren gestohlen aus einem Buch.

 

Lass ja deine Hoffnung

Dass wir bestimmt sind, einer dem andern.

Da ist keine Hoffnung, keine, nur

Du oder Ich. (Ich bin auch nur ein Mensch.)

 

Du bist nicht zum Siegen ausersehn.

Doch verhalte dich ruhig, du

Wenn du mich ansiehst, wen siehst du?

(Eine Frau hat viele Leiber.)

 

Reden wir nicht über den Tod: es hat keinen Zweck.

 

Und lass deine Hoffnung

Dass etwas sich bessert. (Mir darf nicht geholfen werden.)

 

Wenn du dann gehst, fort von mir

Denk nicht daran, was du sagen wirst. Denke nur: wie.

Ich will dich nicht fragen, Mensch

Denn ich bleibe.

 

So hörst du, die lange schon tot ist.

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